Herbst 2020: jeder dritte Ambulanzflug wegen Corona

Die zweite Welle des Coronavirus hat im Herbst 2020 fast überall auf der Welt für einschneidende Veränderungen gesorgt – auch im Bereich der Ambulanzfliegerei: In den Monaten Oktober, November und Dezember 2020 fand jeder dritte von der Ambulanzflug-Zentrale durchgeführte Flug statt, weil der Patient am Coronavirus (COVID-19) erkrankt war (34,6 %). Zum Vergleich: In den ersten neun Monaten des Jahres war es nur jeder sechzehnte Ambulanzflug (6,3 %).

Gründe für Ambulanzflüge 2020: Anteil des Coronavirus

Viele Corona-Ambulanzflüge im Herbst: mögliche Gründe

Da sich alle Daten auf unsere weltweiten Einsätze beziehen, ist kein Rückschluss auf den Erfolg oder Misserfolg von Corona-Maßnahmen in einzelnen Ländern möglich. Allerdings deckt sich der deutliche Anstieg der Ambulanzflüge mit Coronavirus mit den ebenfalls deutlich ansteigenden Fallzahlen, die im Herbst 2020 in vielen Ländern zu beobachten waren – die sogenannte „zweite Welle“.

Das einsetzende kalte Wetter in der nördlichen Hemisphäre führte zu einer erhöhten Ausbreitung des Virus. Gleichzeitig war im Herbst das Reiseverhalten in vielen Ländern noch recht locker. So erkrankten vergleichsweise viele Urlaubs- oder Geschäftsreisende während eines Auslandsaufenthalts an COVID-19. Wie bei anderen Krankheiten auch wünschten sich einige Patienten dann eine schnelle Auslandsrückholung.

Dies ist nicht nur der medizinischen Situation im Aufenthaltsland geschuldet, die unter Umständen schlechter als in der Heimat ist: Neben Ambulanzflügen für Patienten mit schwerem Verlauf transportierten wir auch verschiedene Infizierte mit leichten Symptomen oder einem positiven PCR-Test ohne begleitende Symptome. Hier spielte auch die unangenehme Perspektive eine Rolle, mehrere Wochen an einem fremden Ort in Quarantäne leben zu müssen. Da der Patient während eines Ambulanzflugs lückenlos isoliert bleiben kann, lassen die Quarantäne-Bestimmungen solche Verlegungsflüge zu.

Die häufigsten Gründe für Ambulanzflüge 2020

Betrachtet man das gesamte Jahr 2020, so war das Coronavirus nicht der häufigste Grund für einen Ambulanzflug. Mit einem Anteil von 13,3 % belegt das Virus hier den zweiten Rang. Spitzenreiter mit insgesamt 19,4 % sind Krebs und andere Tumorerkrankungen. Neben der insgesamt recht hohen Verbreitung von Tumorerkrankungen spielt hier auch eine Rolle, dass die Gründe für einen Ambulanzflug bei diesem Krankheitsbild ungewöhnlich vielfältig sind.

Wie bei allen anderen Erkrankungen kann der Tumor während eines Aufenthalts im Ausland diagnostiziert werden, so dass der Patient für die Behandlung in die Heimat zurückkehren möchte. Doch gerade bei Krebs wünschen sich manche Patienten auch eine Behandlung im Ausland, um weltbekannte Spezialisten zu konsultieren oder eine alternative Behandlungsmethode auszuprobieren. Nicht zuletzt ist Krebs der häufigste Grund für palliative Ambulanzflüge: Wenn alle Behandlungsmöglichkeiten erschöpft sind, möchten viele Patienten ihre letzten Tage im Kreise ihrer Familie verbringen oder ein letztes Mal ihr Herkunftsland sehen.

Die fünf häufigsten Gründe für Ambulanzflüge 2020

Auf Platz drei bis fünf der häufigsten Gründe für einen Ambulanzflug finden sich klassische Akutsituationen. Verletzungen des Körpers treten bei Auslandsaufenthalten häufig nach Unfällen oder Stürzen auf – beispielsweise ein Polytrauma nach einem Verkehrsunfall oder ein Oberschenkelhalsbruch nach einem Sturz im Hotelzimmer. Vergleichsweise häufig schenken die Patienten hier den Kliniken und Reha-Einrichtungen in ihrem Heimatland mehr Vertrauen und wünschen sich deshalb eine Auslandsrückholung im Flugzeug. 11,4 % unserer Ambulanzflüge 2020 führten wir aufgrund von Verletzungen des Körpers durch.

Auch Schlaganfälle (7,1 %) erfordern nach der möglichst raschen Erstversorgung oft eine umfangreiche Reha, die viele Betroffene im vertrauten Umfeld durchführen möchten. Dementsprechend erfolgt recht häufig ein Krankenrücktransport aus dem Ausland. Gleiches gilt für Herz- und Gefäßerkrankungen, zu denen natürlich auch der Herzinfarkt zählt. In 6,6 % aller Fälle waren sie der Grund für einen Ambulanzflug.

Jetzt Kontakt aufnehmen