Krank fliegen: Wann wird’s gefährlich?

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Krank fliegen oder nicht?

Klar: Wer ernsthaft krank ist, sollte keine Flugreise im Linienflugzeug antreten. Aber wie sieht es bei kleineren gesundheitlichen Problemen aus? Ist eine Erkältung schon ein Grund, die Flugreise abzusagen? Wie ist es mit Fieber, Zahnschmerzen oder einem eingegipsten Knochenbruch? Wir erklären Ihnen, bei welchen Krankheiten ein Linienflug nicht empfehlenswert oder gar gefährlich ist.

Ausnahmesituation Fliegen

Doch zunächst stellt sich die Frage: Was ist am Fliegen eigentlich so besonders, dass sich hier Krankheiten und Wehwehchen verschlimmern können, die man am Boden bestens im Griff hat? Hier gibt es zwei Faktoren, die Sie beachten sollten.

Der veränderte Luftdruck

Luftdruck-Anzeige

In der Passagierkabine eines Linienflugzeugs herrscht im Vergleich zum Bodenniveau ein geringerer Luftdruck. In etwa entspricht der Kabinendruck den Verhältnissen auf einem Berggipfel von ca. 2.500 Metern Höhe. Die Auswirkungen sind für einen gesunden Körper problemlos zu verkraften. Um mit der etwas weniger sauerstoffhaltigen Luft auszukommen, beschleunigt sich die Atmung ein wenig.

Anders sieht die Situation bei manchen Erkrankungen aus. Können sich die gesundheitlichen Probleme während des Flugs verschlimmern – mit unangenehmen und manchmal auch gefährlichen Folgen. Deshalb ist auch bei einigen scheinbar harmlosen Erkrankungen Vorsicht geboten.

Die Gesundheit der Reisenden

Der Pilot eines Linienflugzeugs übernimmt für die Dauer des Flugs die Verantwortung für das Wohlergehen seiner Fluggäste. Das bedeutet nicht nur, dass er die Maschine sicher landet, sondern schließt auch den Schutz vor schweren Krankheiten oder Verletzungen mit ein.

Sollte der Pilot (oder ein Mitglied seiner Crew) also zu dem Schluss kommen, dass ein Passagier durch seine Anwesenheit eine Gefahr für sich selbst oder die anderen Reisenden darstellt, wird dieser nicht mitgenommen. Angesichts der beengten Platzverhältnisse in einem Flugzeug sind ansteckende Krankheiten also oft ein Grund, von der Reise ausgeschlossen zu werden.

Fliegen mit Erkältung

Erkälteter Passagier

Eine Erkältung ist normalerweise kein Grund, auf eine Flugreise zu verzichten. Die Erkrankung ist so harmlos, dass sie normalerweise nicht dazu führt, dass die Crew die Mitnahme verweigert. Die mögliche Ansteckung mit einer harmlosen Erkältung stellt kein ernsthaftes Risiko dar und kann auch den Mitreisenden zugemutet werden.

Auch für Ihre eigene Gesundheit ist ein Flug mit einer Erkältung in der Regel unproblematisch. Allerdings sollten Sie sich im Vorfeld davon überzeugen, dass der Druckausgleich in den Ohren funktioniert. Wichtig ist hier das charakteristische „Knacken“ in den Ohren, wenn Sie kräftig schlucken oder bei zugehaltener Nase versuchen, durch die Nase auszuatmen.

Falls der Druckausgleich nicht funktioniert, sollten Sie auf die Flugreise verzichten. Sonst drohen Ihnen starke Kopf- und Ohrenschmerzen, die möglicherweise auch nach der Landung noch anhalten. Im Extremfall sind sogar Blutungen oder ein Riss des Trommelfells möglich.

Erfahren Sie mehr über das Fliegen mit Erkältung

Fliegen mit Fieber

Patientin mit Fieber

Problematischer stellt sich die Situation dar, wenn Sie mit Fieber zu kämpfen haben. Fieber ist nur ein Symptom einer zugrundeliegenden Erkrankung. Viele davon sind ansteckend und stellen dadurch eine Gefahr für die Mitreisenden dar. Abhängig von der genauen Diagnose kann die Veränderung des Luftdrucks auch für den Reisenden selbst gefährlich werden oder zumindest Probleme verursachen. Deshalb sollten Sie niemals leichtfertig mit Fieber fliegen – besonders dann nicht, wenn Sie die Ursache des Fiebers nicht genau kennen.

Zwei weitere Faktoren sorgen ebenfalls dafür, dass wir vom Fliegen mit Fieber abraten: Einerseits erhöht sich das Thrombose-Risiko während des Flugs. Andererseits ist Ruhe das beste Gegenmittel bei Fieber. Und die bekommen Sie bei einer Flugreise nicht im ausreichenden Maße.

Erfahren Sie mehr über die Risiken des Fliegens mit Fieber

Fliegen mit Mittelohrentzündung (Otitis)

Frau mit Ohrenschmerzen

Mit einer Mittelohrentzündung bzw. Otitis ist nicht zu spaßen. Sie sorgt schon am Boden für unangenehme Ohrenschmerzen und während eines Flugs drohen noch schlimmere Schmerzen. Die Ohrtrompete, welche für den Druckausgleich verantwortlich ist, schwillt durch die Entzündung zu und ist dadurch mit der Veränderung des Luftdrucks überfordert. Als Resultat können sich die Ohrenschmerzen während des Flugs deutlich verschlimmern und im Extremfall können Sie Schäden am Trommelfell davontragen.

Besondere Vorsicht ist bei Kindern geboten: Sie besitzen schmalere Ohrtrompeten, die dadurch auch schneller zuschwellen. So sind Probleme während einer Flugreise bei Kindern mit Mittelohrentzündung wahrscheinlicher als bei Erwachsenen.

Fliegen mit Mandelentzündung (Tonsillitis) 

Frau mit Halsschmerzen

Halsschmerzen sind ziemlich unangenehm, besonders wenn eine starke Mandelentzündung die Ursache für die Schmerzen ist. Nicht selten wird bei einer akuten Tonsillitis ein Antibiotika und Bettruhe vom Arzt verordnet. Doch was, wenn die Entzündung kurz vor einer Flugreise auftritt? Ist dies der Fall wird generell eher von einem Linienflug abgeraten, da die geschwollenen Mandeln durch den veränderten Luftdruck im Flugzeug noch weiter anschwellen können. 

Desweiteren kann hinter starken Halsschmerzen auch eine Virusinfektion stecken: Auch dann ist das Betreten eines Linienflugzeugs keine gute Idee, da das Risiko einer Infizierung der anderen Passagiere aufgrund der engen Flugzeugkabine sehr hoch ist. 

Erfahren Sie mehr über die Risiken des Fliegens mit Mandelentzündung

Fliegen mit Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)

Nasennebenhöhlenentzündung

Eine Entzündung der Nasennebenhöhlen ist sehr schmerzhaft. Neben einer verstopften Nase geht eine akute Sinusitis meist mit starken Schmerzen und Schwellungen im Bereich der Nebenhöhlen sowie Fieber einher. Wird die Entzündung durch Bakterien und Viren ausgelöst, ist eine Nasennebenhölenentzündung ansteckend, weshalb ein Flug im Linienflugzeug aufgrund der Ansteckungsgefahr der Mitreisenden nicht zu empfehlen.

Dazu kommt, dass sich die Entzündung durch die trockene Kabinenluft und die Veränderung des Luftdrucks verschlimmern und im schlimmsten Fall auf umliegende Bereiche der Nebenhöhlen übergreifen kann.

Erfahren Sie hier mehr über das Fliegen mit Sinusitis 

Fliegen mit Magen-Darm-Infekt

Frau mit Magen-Darm-Infekt

Ein Magen-Darm-Infekt ist Grund genug, auf seine bevorstehende Flugreise zu verzichten – zu Ihrem eigenen Besten, aber auch zum Wohl Ihrer Mitreisenden. Am Flughafen und erst recht im Flugzeug teilen Sie sich mit zahlreichen anderen Fluggästen eine sehr begrenzte Anzahl an Toiletten. Da die meisten Magen-Darm-Infekte durch die geteilte Nutzung einer Toilette mit einem Infizierten übertragbar sind, setzen Sie also Ihre Mitreisenden einem hohen Infektionsrisiko aus. Sie selbst gehen durch die geringe Anzahl der Toiletten das Risiko ein, dass alle Kabinen besetzt sind, wenn es für Sie gerade am dringendsten ist.

Doch auch ein anderes Problem kann entstehen: Eine Magen-Darm-Erkrankung wirkt sich ohnehin schon negativ auf Ihren Flüssigkeitshaushalt aus, da sie viel Flüssigkeit verlieren. Die Kombination mit der sehr trockenen Luft im Flugzeug kann dazu führen, dass Sie dehydrieren. Und angesichts Ihres angegriffenen Verdauungssystems können Sie nicht einfach gegensteuern, indem Sie während des Flugs viel trinken.

Fliegen mit Zahnschmerzen

Frau mit Zahnschmerzen

Zahnschmerzen sind glücklicherweise nicht ansteckend. Um Ihre Mitreisenden muss sich also niemand sorgen, wenn Sie mit Zahnweh ein Flugzeug besteigen. Doch für Sie selbst kann der Flug unter diesen Umständen recht unangenehm werden. Durch Karies können sich unterhalb der Zähne kleine Hohlräume bilden. Durch den geringen Luftdruck dehnt sich die Luft in diesen Hohlräumen aus und drückt auf die ohnehin schon gereizten Nerven des Zahns. Die Folge: Ihre Zahnschmerzen werden schlimmer.

Die Zähne können übrigens auch dann aufgrund der Druckveränderung Schmerzen verursachen, wenn am Boden keine Zahnprobleme zu beklagen waren. Auch unter nicht optimal sitzenden Füllungen oder Brücken können sich Lufteinschlüsse bilden, welche während des Flugs auf die Nerven drücken.

Fliegen mit Gipsverband

Gebrochener Arm mit Gipsverband

Innerhalb der ersten 24 Stunden nach einem Knochenbruch ist das Fliegen verboten. Auch wenn der Bruch 24 bis 48 Stunden her ist, wird von Kurzstreckenflügen bis zwei Stunden „nur“ abgeraten, während längere Flüge weiterhin verboten sind. Innerhalb der ersten sieben Tage ist ein gespaltener Gips – also ein Gipsverband, welcher an einer Stelle der Länge nach aufgetrennt wurde – vorgeschrieben und auch nach Ablauf sieben Tagen ist ein gespaltener Gips weiterhin empfehlenswert.

Der Grund für all diese Vorschriften: Ein Gipsverband lässt dem Gewebe keinen Platz, um sich auszudehnen. Durch den geringeren Luftdruck geschieht während eines Linienfluges aber genau das. Dadurch können Durchblutungsstörungen oder Schädigungen des Gewebes entstehen. Besonders riskant sind die ersten beiden Tage nach einer Fraktur, da in dieser Zeit das umliegende Gewebe ohnehin stark angeschwollen ist.

Falls Ihr Bein oder Ihr Fuß in Gips gelegt wurden, sind Sie noch einem weiteren Risiko ausgesetzt: Die Chance steigt, dass sich während des Flugs eine Beinvenenthrombose bildet. Bei gesunden Reisenden regt die Bewegung des Beins den Blutfluss an und beugt einer Thrombose vor. Doch wenn das Bein durch einen Gipsverband ruhiggestellt wurde, fehlt Ihnen diese Möglichkeit zum Gegensteuern und das Risiko erhöht sich.

Grundsätzlich sollten Sie sich vor einem Linienflug mit Gipsverband über die genauen Vorschriften Ihrer Airline informieren. Manche Fluggesellschaften weichen von den oben beschriebenen Regeln ab oder verlangen noch die Bescheinigung der Flugtauglichkeit durch einen Arzt.

Erfahren Sie mehr über das Fliegen mit einer Fraktur

Bei schwereren Erkrankungen: Ambulanzflug

Krankenwagen am Flughafen

Wenn Sie aufgrund einer Erkrankung Ihren Linienflug nicht antreten können, benötigen Sie eine alternative Lösung. Handelt es sich um einen Hinflug, sollten Sie in den meisten Fällen die Reise verschieben oder absagen. Falls Sie jedoch Ihren Rückflug verpassen, wird es komplizierter.

Bei leichten Erkrankungen wie den in diesem Text diskutierten Gesundheitsproblemen können Sie häufig auch den Rückflug einfach verschieben und sich in Ruhe auskurieren. Auf kürzeren Strecken steht Ihnen vielleicht auch ein anderes Transportmittel zur Verfügung, zum Beispiel ein Mietwagen oder der Zug. Hier müssen Sie sich nicht um die Veränderung des Luftdrucks Sorgen machen und zumindest im Mietwagen setzen Sie auch niemanden der Ansteckungsgefahr aus. Voraussetzung ist natürlich, dass Sie grundsätzlich fit genug zum Reisen sind und nicht ins Bett oder gar ins Krankenhaus gehören.

Für eine Auslandsrückholung bei deutlich schwereren Erkrankungen (z.B. Lungenentzündung, Herzinfarkt oder Schlaganfall) kommt hingegen nur ein Ambulanzflugzeug infrage. Hier fliegen Sie in Begleitung eines Arztes, dem an Bord moderne intensivmedizinische Ausrüstung zur Verfügung steht. So können auch schwer kranke Patienten sicher nach Hause gebracht werden.

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Wenn Sie schwer erkrankt sind und deshalb einen Ambulanzflug benötigen, zögern Sie nicht, mit uns Kontakt aufzunehmen. Wir sind täglich rund um die Uhr für Sie erreichbar und beraten Sie gern.

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