In Tschechien ins Krankenhaus gehen

Lesedauer: 4 Minuten

Die Situation in Tschechien

Auch wenn Tschechien in den Jahrzehnten des Ostblocks überwiegend ein Agrarstaat war, so war das Land lange vorher einer der ersten Staaten Mitteleuropas, in dem die Industrialisierung vorangetrieben wurde. Bereits im Jahr 1859 wurde beispielsweise Skoda gegründet, damals noch als Maschinenbau-Unternehmen.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte Tschechien zu den führenden Industrieländern in Europa. An diese Tradition knöpfte das Land nach der Wende nicht gerade nahtlos an, aber doch wesentlich zügiger als die meisten anderen ehemaligen Ostblockstaaten. So besaß Tschechien im Jahr 2019 eine Arbeitslosenrate von gerade einmal 2 %, die niedrigste in ganz Europa. Durch die Nähe zu Bayern und damit zu Deutschland ist das Land und insbesondere die malerische Hauptstadt Prag auch bei deutschen Touristen sehr beliebt.

Prag

Im Gegensatz zu Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner des Landes, erwirtschaftet Tschechien seit 10 Jahren in Folge einen Handelsüberschuss, eine Leistung, die nicht viele andere Nationen vorweisen können. Die dem Staat zufließenden Steuereinnahmen erlauben es zum Beispiel, viel Geld in die verkehrstechnische Infrastruktur zu stecken, welche in Zentral/Osteuropa den ersten Platz belegt und sich im weltweiten Ranking unter 160 Ländern auf Platz 22 befindet. Das Land, das etwas größer als die Schweiz ist und 10,8 Millionen Einwohner zählt, besitzt das dichteste Eisenbahnnetz der Welt sowie 91 zivile Flugplätze, wovon 4 internationale Flughäfen sind.

Im Hinblick auf den Wasserverkehr kann Tschechien auf eine Besonderheit verweisen, die an Hongkong erinnert: Im Jahr 1929 pachtete die damalige Tschechoslowakei im Hamburger Hafen für 99 Jahre ein 30.000 Quadratmeter großes Gelände und besitzt seitdem über die Elbe einen Zugang zu den Weltmeeren. Allerdings wird das sogenannte „Moldauhafen-Gelände" kaum noch genutzt und im Jahr 2028 läuft der Pachtvertrag mit der Stadt Hamburg aus.

Ähnliche politische Verwicklungen wie in Hongkong sind dabei nicht zu erwarten. Durchaus verwickelt ist jedoch die Lage im tschechischen Gesundheitssystem, das im Gegensatz zu den Wirtschaftszweigen zumindest bis zum Ende des Jahres 2019 eher stiefmütterlich behandelt wurde.

Krankenhäuser in Tschechien

Mit dem Einsetzen der COVID19-Pandemie kam auch in Tschechien Bewegung in das Gesundheitswesen. Recht kurzfristig wurden Investitionen von bis zu 3 Milliarden Euro getätigt, allerdings für einen Zeitraum bis ins Jahr 2030. Dies wird das größte Problem der tschechischen Krankenhäuser, den Personalmangel, nur wenig positiv beeinflussen, denn der Nachbar Deutschland so wie auch andere EU-Staaten locken tschechische Ärzte und Pflegepersonal mit weit besserer Bezahlung.

Krankenhaus in Tschechien

Dabei ist Tschechien unter internationalen Patienten ein beliebtes Land für Medizintourismus: In Prag, aber auch in den westlich gelegenen Städten Karlsbad und Budweis bieten Privatkliniken praktisch jede Art der kosmetischen Chirurgie an. Etwa ein Fünftel aller Kliniken werden privat betrieben. In staatlichen Krankenhäusern herrschte bisher ein recht rigides Spardiktat, einhergehend mit einer sehr ungleichen Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel. In den Ballungsgebieten werden große Investitionen getätigt, in den ländlichen, dünn besiedelten Gegenden droht der Verfall.

Ein Krankenhausaufenthalt ohne Auslandskrankenversicherung

Wer kein Medizintourist ist und dennoch als Ausländer in Tschechien die Dienste in einem Krankenhaus in Anspruch nehmen muss, wird dies üblicherweise aufgrund eines Notfalles tun, etwa ein Unfall oder eine schwere Erkrankung. EU-Bürger sind dafür in der Regel mit der europäischen Krankenversichertenkarte (EKVK) ausgestattet. Über die Notrufnummer 112 kann eine Ambulanz herbeigerufen werden. Normalerweise ist die Fahrt im Krankenwagen nach Vorlage der EKVK kostenlos, es kann jedoch sein, dass eine Gebühr von 90 CZK, etwa 3,30 Euro, verlangt wird. Diese Gebühr wird von der heimischen Krankenkasse auf Antrag zurückerstattet. Der eher symbolische Betrag soll eigentlich tschechische Bürger davon abhalten, die Ambulanz unnötigerweise herbeizurufen.

Da die meisten privaten Kliniken keine Notaufnahme besitzen, wird die Fahrt in der Ambulanz eines staatlichen Krankenhauses enden. Mit der EKVK ist dort die Erstversorgung durch die Ärzte wie auch die weitere Behandlung kostenlos. Bei Medikamenten bestehen verschieden hohe Selbstbehalte und nicht alle Arzneimittelkosten werden durch die Krankenkasse ersetzt, es gibt aber eine Obergrenze von 5000 CZK bei den Zuzahlungen für Medikamente.

Besitzt der Patient weder die EKVK noch eine Auslandskrankenversicherung, werden die Ärzte zweifellos eine Notfallversorgung durchführen, so wie in den meisten Ländern dieser Welt. Da ausnahmslos jede Person mit tschechischer Staatsangehörigkeit automatisch versichert ist und Ausländer, die im Land arbeiten, sich sehr einfach bei einer der neun Krankenkassen anmelden können, besteht keine staatliche Honorar- oder Gebührenordnung für Selbstzahler.

Es kann also nur geschätzt werden, was eine völlig unversicherte Person der Krankenhausaufenthalt in Tschechien kosten wird und wie weit sich die Behandlung erstreckt, wenn abzusehen ist, dass vom Patienten kein Geld zu erwarten ist.

Ein Krankenhausaufenthalt mit Auslandskrankenversicherung

Mit einer Auslandskrankenversicherung im Reisegepäck stehen Gästen in Tschechien auch die privaten Kliniken offen, deren Leistungsspektrum wesentlich höher liegt als das der meisten staatlichen Krankenhäuser. Wie die Kostenabrechnung erfolgt, ist je nach Klinik unterschiedlich oder hängt mit vertraglichen Vereinbarungen zwischen der jeweiligen Versicherung und dem Klinikbetreiber zusammen.

Das übliche Prozedere sieht so aus, dass bei relativ kleinen Beträgen der oder die Patientin in Vorkasse geht und sich nach der Rückkehr die Kosten gegen Vorlage der Rechnung erstatten lässt. Sind größere Behandlungskosten zu erwarten, kann auch durch ein Telefonat die Kostenübernahme abgeklärt werden. Es ist auf jeden Fall anzuraten, vor Antritt der Reise bei der Reisekrankenversicherung anzufragen, ob es Vertragsärzte und Vertragskliniken gibt und dann gleich auch deren Adressen anzufordern.

Eine Auslandskrankenversicherung erlaubt nicht nur die freie Wahl zwischen privater Klinik und staatlichem Krankenhaus vor Ort, sie ermöglicht auch oft die Verlegung von Tschechien in ein Krankenhaus in Wohnortnähe. Dazu muss nur die Option der Auslandsrückholung in der Police angekreuzt werden, wenn sie nicht schon automatisch dazugehört. Das ist zum Beispiel eine Leistung, die über die EKVK nicht oder nur bei ganz besonderen Fällen möglich ist.

Schnelle Verlegung in ein Krankenhaus in der Heimat

Wenn der Wunsch nach einer Verlegung in die Heimat besteht, um dort von den vertrauten Ärzten im Beisein der Familie weiterbehandelt zu werden, organisieren wir gerne Ihren sicheren Krankentransport vom Krankenhaus in Tschechien zum Zielkrankenhaus.  

Für eine ausführliche Beratung oder ein kostenloses, unverbindliches Angebot zu Ihrem Anliegen nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf. Unser erfahrenes Team ist täglich rund um die Uhr für Sie da.

Jetzt Kontakt aufnehmen